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Die Ludger Hölker Story

Beitrag zu Ludger Hölker auf luftwaffe.de

Hölker vor T-33 während Ausbildung in USAAm Vormittag des 15. September 1964 startete vom Militärflugplatz Lechfeld ein doppelsitziges Flugzeug vom Typ Lockheed T-33 A »T-Bird« zu einem Trainingsflug. Der 42jährige Major Walther Sütterlin saß im hinteren Cockpit und hatte die »Gardinen« zugezogen. Als Stabspilot nahm er nur sporadisch am Flugbetrieb teil und sollte in diesem Flug das Fliegen nach Instrumenten üben. Auf dem vorderen Sitz nahm Oberleutnant Ludger Hölker als verantwortlicher Luftfahrzeugführer Platz. Der Hauptteil des Fluges verlief ohne Probleme. Nach rund einer Stunde Flugzeit beabsichtigte Sütterlin einen Radaranflug auf den Heimatflugplatz Lechfeld durchzuführen.

Zu Beginn dieses Verfahrens stellte die Besatzung in rund 1000 Meter Höhe einen Leistungsverlust des Triebwerks fest. Hölker übernahm daraufhin die Steuerführung des Flugzeugs von Sütterlin und versuchte eine höhere Triebwerksleistung zu erreichen. Das gelang ihm, allerdings nur kurzzeitig. Die Maschine befand sich jetzt mit geringer Schubkraft im stetigen Sinkflug. Sütterlin sagte zum steuerführenden Piloten im vorderen Cockpit: »Wir müssen aussteigen! « Hölker entgegnete: »Noch nicht! Erst müssen wir über die Häuser weg!«

So flogen sie über das Betriebs-gelände der Farbwerke Hoechst AG in Bobingen mit mehreren tausend Arbeitern hinweg und erreichten den nordöstlichen Ortsrand der Gemeinde Straßberg. Der Pilot im hinteren Cockpit betätigte nun den Schleudersitz als erster, gefolgt von Hölker. Während Sütterlin am Fallschirm hängend durch die Baumkronen fiel und verletzt wurde, schlug Hölker mit voller Wucht gegen einen Baum und wurde dabei in der Bauchregion schwer verletzt.Beide Offiziere wurden ins Krankenhaus nach Schwabmünchen eingeliefert, wo Ludger Hölker rund drei Stunden nach dem Flugunfall gegen 14.00 Uhr seinen Verletzungen erlag.

Zwei Tage später veranstaltete das JaboG 32 eine Trauerfeier zu Ehren seines verstorbenen Piloten. Einige Wochen nach dem Flugunfall beschloss der Gemeinderat von Straßberg einstimmig, eine Straße nach Oberleutnant Hölker zu benennen. Der damalige bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel verlieh ihm posthum die Rettungsmedaille am Band.

Am 22. April 1965 veröffentlichte der Inspizient Flugsicherheit den Untersuchungsbericht. Darin wurde festgestellt, dass Oberleutnant Hölker nach dem Schubverlust im Triebwerk bewusst lange im Flugzeug geblieben war, um einen Absturz auf besiedeltes Gelände zu vermeiden. Als Unfallursache legte er »Unbestimmt« fest – ein Leistungsverlust des Triebwerks aus ungeklärter Ursache.

Am 18. Oktober 1977 wurde durch den Inspekteur der Luftwaffe das neue Auditorium Maximum der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck mit folgender Begründung in »Ludger-Hölker-Saal« getauft: »Wir wissen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass auch andere so wie Ludger Hölker in ähnlicher Lage gehandelt haben. Aber nur in seltenen Fällen wird überliefert, was den verantwortlichen Flugzeugführer in den Sekunden vor dem Absturz bewegt. So soll der Name Ludger Hölker zugleich für die anderen und alle Toten der Luftwaffe stehen, die seit Beginn der Luftwaffe unserer Bundesrepublik Deutschland ihr Leben in Erfüllung ihrer Pflicht verloren.«

Im September 1984 ehrte auch das JaboG 32 Hölker mit einer Straßenbenennung. Seine Heimatstadt Billerbeck folgte 20 Jahre später diesem Beispiel und beschloss im Jahr 2004 eine Straße in einem Neubaugebiet nach ihm zu benennen. Seit dem selben Jahr erinnert auch an der Absturzstelle ein Gedenkstein an die Tat von Oberleutnant Hölker. Auf der Tafel steht: »Er opferte sein Leben für die Bewohner von Straßberg und verunglückte mit seinem Flugzeug an dieser Stelle.«

Harald Meyer, aus 'Militärgeschichte - Zeitschrift für historische Bildung - Ausgabe 1+2/2005

 

Ludger "Lutz" Hölker 1934-1964

Geboren wurde Ludger Hölker am 26. April 1934 in Billerbeck (Kreis Coesfeld). Als Flieger OA (Offizieranwärter) trat er am 16. April 1958 in die Bundeswehr ein. Am 1. Oktober 1959 wurde er zum Leutnant befördert. Die Ausbildung zum Strahlflugzeugführer absolvierte er von Januar 1960 bis Juli 1961 auf der Lackland Air Force Base in Texas/USA (Klasse 61-G-1). In der Ersten Staffel des Jagdbombergeschwader 32 in Lechfeld (den späteren 321 Lechfeld Tigers) wurde er als Einsatzpilot auf dem einsitzigen Kampfflugzeug vom Typ Republic F-84 F »Thunderstreak« eingesetzt. Zusätzlich flog er noch das Trainingsflugzeug T-33A. Auf diesem Muster besaß er aufgrund seiner guten fliegerischen Fähigkeiten zusätzlich eine Berechtigung zur Überprüfung von Luftfahrzeugführern. Obwohl er als Pilot der Luftwaffe zwei Flugzeugmuster flog und dienstlich
ausgelastet war, besuchte er nebenher Abendkurse, um das Abitur nachzuholen. Dazu kam es durch seinen tödlichen Absturz nicht mehr. Auch seine junge Ehe fand schon nach 35 Tagen durch den Flugunfall ein tragisches
Ende.

Quelle: Militärgeschichtliches Forschungsamt (MGFA), Potsdam

Eine umfangreiche Brochure zur Geschichte und zum Leben von Ludger Hölker, sowie zu anderen Flugzeugführern die ihr Leben geopfert haben um andere zu retten, finden sie zum Download auf einer Seite der Stadt Bobingen. Klicken Sie auf diesen Text um diese Seite in einem neuen Fenster zu öffnen!