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War das Ende des einzigen ECR Geschwaders auch das Ende des TORNADO ECR?

Mitnichten! Nach dem Aus des einzigen ECR Verbandes der Bundesluftwaffe im Rahmen einer großangelegten Neu- und Umstrukturierung der Bundeswehr, blieben zwar etliche dieser speziellen Tornados auf der Strecke und wurden Opfer des Shredders (wichtige Bauteile gingen natürlich in den Ersatzteil Kreislauf), aber die verbliebenen Flugzeuge wurden dem Aufklärungsgeschwader 51 "Immelmann", inzwischen Taktisches Luftwaffengeschwader 51 "Immelmann" unterstellt und fliegen von dort aus wie bisher ihre Missionen.

Darüber müssen wir reden: smiley roll eyes

Die Lechfeld Tigers sind waren eine militärische Einheit, und keine Sportfluggruppe! Der Steuerzahler hatte uns ausgestattet mit teurer professioneller mitlitärischer Ausrüstung, die wir im Falle des Falles auch professionell militärisch eingesetzt hätten. Das Leben der Besatzungen, und der Erfolg der Mission, hängen im Ernstfall von Technik, Ausrüstung und Ausbildung ab. Es liegt also in der Natur der Sache, dass wir Ihnen da draußen bei weitem nicht alles erzählen können, was wir über unser Waffensystem wussten.

Alle Daten und Informationen die Sie hier erhalten, sind sehr allgemeiner Natur und Inhalte und Bilder teilweise dem öffentlichen Geschwadervortrag entnommen. Das meiste davon, finden Sie möglicherweise schöner aufbereitet auf anderen Webseiten. Dass die HARM weit fliegen kann und dann explodiert, wissen wir alle spätestens seit Libyen 1986. Sollten Sie hiernach suchen: Sie finden hier leider keinerlei Aussagen zur Empfindlichkeit des Suchkopfes, zum Stand der Betriebssoftware, zu den Betriebsmodi und zu den Libraries (Bibliotheken für die Suchparameter der HARM und des ELS) der Zielerkennung. Dass wir uns, wenn wir angegriffen werden, durch fliegerische Manöver, wie sie schon unsere fliegerischen Vorväter verwendet haben, sowie durch allerlei technische Gimmiks wehren werden, ist auch klar. Erwarten Sie aber keine Informationen über die Empfindlichkeit der Empfangsantennen des RWR, die Genauigkeit und Reichweite der Erkennung, die Flexibilität der Darstellungen, die Inhalte der Bedrohungsbibliotheken, den Stand der Software, oder gar den Ausbildungsstand der Besatzungen.
Das wäre für den echten Profi zwar WIRKLICH interessant, ist und bleibt aber leider unser Geheimnis.

Trotzdem ...

soll die hier dargestellte Information etwas mehr als rein unterhaltenden Charakter haben. Wir wünschen uns, dass Sie etwas Gefühl für die Komplexität des Flugzeugs und unserer Tätigkeiten und die Ernsthaftigkeit unseres Auftrages erhalten. Als Bürger unseres Staates haben Sie ein Recht zu erfahren, wofür und wie Ihre Steuergelder für unser aller Sicherheit verwendet werden. Sind Sie trotzdem noch am Weiterlesen interessiert, dann wünschen wir Ihnen hierbei viel Vergnügen!


Viele interessante Informationen zum Tornado allgemein, sowie zu seiner Bewaffnung, finden Sie hier:

Entnehmen Sie diesen und anderen Quellen bitte alles, was nicht gerade ECR spezifisch ist, bzw. hier nicht sinnvoll wäre.


Einführung in die Technik des TORNADO ECR

 

Vorwort zur Technik

Inzwischen (Stand 2020) wurden und werden für die Tornado Flotte der Bundesluftwaffe weitreichende technische Erweiterungen, Neuerungen und System- und Waffen Integrationen durchgeführt. Dies betrifft natürlich auch und insbesondere die ECR TORNADO. Stichworte sind in diesem Zusammenhang die Einführung der Systemsoftware Pakete ASSTA 3, ASSTA 3.1 und ASSTA 3.2 (Avionic System Software TORNADO in ADA), die nicht nur erst den effektiven Einsatz moderner Präzisionswaffen wie Laser guided bombs, HARM der neuesten Generation, oder RECCE Pod Light ermöglichen, sondern komplett neue Cockpits hervorbrachten, die mit modernsten Kommunikations- und Navigationsmöglichkeiten ausgestattet sind.

Dieser Artikel zur Technik des ECR bezieht sich rein auf den Ursprungszustand dieses Fliegers und sein Entstehen aus der IDS Version des TORNADO heraus!!


Mit dem Tornado in der IDS Version, steht Luftwaffe und stand Marine seit Jahren ein taktisches Kampfflugzeug zur Verfügung, das aufgrund seiner Kampfkraft, Eindringtiefe und Überlebensfähigkeit, die wirksame Bekämpfung wichtiger Ziele eines Gegners bei Tag und bei Nacht, sowie unter widrigen Wetterbedingungen, erlaubt.

Auf der Basis dieses Systems, wurde der Tornado ECR (Electronic Combat and Reconnaissance) konzipiert und eingeführt. Grundlage desTornado ECR bildet das sog. "1st avionic upgrade" der IDS Version. Hinzu kamen neue stärkere Triebwerke vom Typ Turbo Union RB-199 Mk-105 (gegenüber Mk-101 und Mk-103 beim IDS). Dreh und Angelpunkt des ECR ist allerdings die Integration des "fire-and-forget" Lenkflugkörpers HARM (High Speed Anti Radiation Missile), die im Zusammenspiel mit dem ebenfalls völlig neu konzipierten und integrierten ELS (Emitter Locator System) einen unschlagbar fähigen, flexiblen und zuverlässigen (und weltweit einzigartigen) Verbund von Sensor und Waffe bietet. Das ELS bestimmt die Position und verschiedene andere Parameter eines gegnerischen Radars und weist sie direkt dem Harm Suchkopf für die schnelle Bekämpfung zu.

Wurde in der Konzeptphase für das ECR Einsatzprofil noch ein Infrarot Aufzeichnungssystem (IIS) für die taktische quasi-optische Aufklärung im Infrarot Spektrum vorgesehen, und später auch eingerüstet, so ist man schon sehr früh von einem konventionellen Aufklärungsauftrag für die ECR Tornados wieder abgerückt. Es hat sich gezeigt, dass für eine effektive Aufklärung ein reiner Aufklärer notwendig ist und die Besatzungen des ECR mit der elektronischen Kampfführung und dem Niederhalten der gegnerischen Luftabwehr (SEAD - suppression of enemy air defense) so stark gefordert ist (insbesondere auch im Rahmen der Ausbildung), dass ein weiterer Auftrag (taktische Luftaufklürung) nicht sinnvoll und effektiv durchgeführt werden kann. Mehr zu Auftrag und Mission des ECR Tornado (demnächst mal) unter dem Menüpunkt "ECR-Mission".

 

(Nicht nur reine) Äußerlichkeiten und innere Werte

Rein äußerlich sieht der ECR Tornado (fast) aus, wie jeder andere Tornado. Dennoch gibt es etliche sichtbare Unterschiede. Die größten Modifikationen fanden jedoch dort statt, wo man sie nicht sehen kann. Entweder durch geänderte oder neue Geräte, oder sehr häufig in Form von neuer, oder angepasster, Software (Anm.: im Zuge der Weiterentwicklung der Tornado Software ASSTA 1, ASSTA 3, ASSTA 3.1. im Laufe der Jahre, kann inzwischen 2015 jeder Tornado alles für alle Rollen). In der folgenden Tabelle erhalten Sie einen kurzen Überblick über die Unterschiede des ECR zum IDS.

 

Modifizierungen am Tornado ECR

sichtbar:

  • Kanonen entfernt; Raum genutzt für stärkere Klimaanlage und ELS Elektronik.
  • FLIR Optik (Kugel vorne links unterhalb der Nase).
  • IIS Shutter (Auswölbung in der Mitte des Rumpfes unterhalb des hinteren Cockpits).
  • HARM Raketen unter dem Rumpf (findet man geg. auch bei Marine Tornados)

nicht sichtbar:

  • DVRS (digitales Video Aufnahme System zur Missionsauswertung)
  • CEDAM (Combined Electronik Display and Map) großes, zentrales Computer Display im vorderen Cockpit)
  • CSG (zusätzlicher Computer für erweiterte Anzeigen auf den Monitoren)
  • ELS (Emitter Locator System zum Auffinden von Radargeräten und Bestimmung der Position)
  • HUD-Darstellung des FLIR Bildes (auch im CEDAM) für den Piloten
  • Weapons Bus (Computer Bussystem=Datenleitungen für die Waffen)
  • Aircondition (verstärkte Klimaanlage für die zusätzlichen stark Wärme produzierenden Geräte)
  • Mk 105 Triebwerke (leistungsfähiger als Mk 101 und Mk 103)
  • Missile Control System (MCS) (siehe Tabelle unten)
  • Stores Management System SMS 90 (siehe Tabelle unten)
  • Radarwarnempfänger ERWE II
  • Software und Computerformate (Main Computer MC, MIssile Control System MCS, Radar Warning ERWE, Stores Management System SMS ...)

..Schaubild

 

Der ECR von außen:

full loaded TORNADO ECR

Einwurf für die Navchallenge 2007: Konfiguriert als 3-Tanker führt der Tornado im Schnitt (bei Standard Athmosphäre) 8170 kg an Sprit mit.

 

Der (ECR) Tornado von innen - die wichtigsten Sub- und Sub-Sub-Systeme:

Die folgenden Systeme findet man - unter teilweise anderer Bezichnung - in jedem modernen Flugzeug, insbesondere auch in den zivilen. Sie bilden in ihrer Gesamtheit und in ihrem Zusammenwirken, die Komplexität des Gesamtsystems. Für nahezu jedes dieser Systeme existiert bei den Technikern des Verbandes eine eigene Fachgruppe, oder Werkstatt, die sich mit genau diesem System oder Bauteil beschäftigt und sonst nichts anderem.

 

ADC Air Data Computer Berechnet und misst im Zusammenspiel mit dem Pitot Rohr (das Rohr an der Nase des Tornado) die Werte der umgebenden Luft wie statischer Druck, dynamischer Druck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit und berechnet die Geschwindigkeit des Flugzeuges relativ zur Umgebungsluft (KCAS, KIAS). Werte fliessen in den MC ein.
AFDS Automatic Flight Director System Der Auto-Pilot.
CSAS Command Stability and Augmentation System Steuerungs- und Dämpfungsanlage (->fly-by-wire)
DECU Digital Engine Control Unit Die DECU setzt die Bewegungen der Leistungshebel in digitale Signale für die Triebwerke um, abhängig von vielen Faktoren, wie Aussentemperatur, Höhe, Geschwindigkeit, Anstellwinkel usw.
DOPPLER Doppler Radar Radargerät, das die Geschwindigkeit über Grund, sowie die seitliche Drift misst. Daten fliessen als sog. Kurzzeit Werte für die Navigation in den MC ein.
GMR Ground Mapping Radar Radargerät für die Navigation über Grund.
GPS Global Positioning System Satellitengestütztes Navigationssystem, das alle Werte von Doppler, SAHR und IN liefert. Im ECR für Bosnien Einsatz als standalone eingebaut, im Zuge der des nächsten upgrades in das neue Laser-IN integriert.
HF Funkgerät für HF Bereich Kurzwellen Funkgerät. Ermöglicht unter günstigen Konditionen eine weltweite Kommunikation.
HUD Head up display Wichtige Daten und das FLIR Bild werden dem Piloten über die HUD in den Sichtbereich eingespiegelt.
IFF Identification Friend-Foe Freund-Feind Erkennung. Strahlt mehrer z.T. verschlüsselte Codes ab, die von eigenen Radarstationen und Jagdflugzeugen gelesen werden können. Abstrahlung erfolgt teilweise erst nach Abfrage von aussen.
IN Innertial Navigator Der Wichtigste Sensor im Tornado.
Kreiselplattform, die die Beschleunigung des Flugzeuges entlang der Hoch-, Längs- und Querachse misst und hiermit neben Geschwindigkeit und Flugrichtung, die Lage des Flugzeuges im Raum bestimmt. Die Daten fliessen als sog. Langzeit Werte für die Navigation in den MC ein. Das IN übernimmt die Navigation bei Ausfall des MC.
MC Main Computer Zentrale Computereinheit des Tornado. Hier laufen alle Informationen des Tornado zusammen und werden für die Navigation, die Steuerung diverser Systeme wie z.B. das GMR und die Waffenberechnung genutzt.
MCS Missile Control System Steuert alle Lenkflugkörper HARM Funktionen bis auf Verschuss u. Notabwurf.
NSAS Nosewheel stabilization and augmentation system Dämpft die Lenkungsausschläge des Bugrades am Boden. Kompensiert starke Gierbewegungen beim Einsatz der Schubumkehranlage nach der Landung.
RAD ALT Radar Altimeter Liefert die Höhe des Flugzeuges über Grund bis zu einer Höhe von 5000 Fuss. Werte fliessen in den MC ein.
SAHR Secondary Attitude and Heading Reference System Kreiselplattform die Quer-, Nick- und Roll Lage des Flugzeuges bestimmt. Werte fliessen in den MC zur Weiterverarbeitung ein.
SMS Storage Management System Zuständig für alle sicherheitskritischen Funktionen im Zusammenhang mit dem Tragen von Aussenlasten sowie dem Einsatz konventioneller Waffen, einschl. Kanonen.
TACAN Tactical Air Navigation System Eindeutig identifizierbare Stationen am Boden geben im Abstand von 1 Winkelgrad codierte Leitstrahlen ab (000-359) sog. Radials. Der Radial wird als Zahl im Cockpit angezeigt und ermöglicht so die Bestimmung der Richtung  von der  Station zu sich selbst. Zusätzlich wird über eine Laufzeitmessung eines Pulses die Entfernung zur Station festgestellt. Da man jetzt den Winkel zwischen magn. Nord und der Station, sowie die Entfernung kennt, und die geographische Position der Station auch bekannt ist, kennt man dadurch seine eigene geographische Position.
TFR Terrain Following Radar Geländefolgeflug Radar. Ermöglicht vollautomatischen oder manuellen Geländefolgeflug bei Tag und Nacht.
V/UHF Funkgerät für VHF und UHF Bereich  
     
Weitere wichtige Systeme und Anlagen: Bordenergieversorgungsanlage, Klima- u. Abzapfluftanlage, Bordsauerstoffanlage, Bewaffnungsanlage, Fanghakenanlage, Kraftstoffanlage, Hydraulikanlage, Feuerlöschanlage, Rettungssystemanlage, Triebwerkregelanlage, Hilfsantriebsanlage, Flugschreiberanlage, Druckluftanlage, Autothrottle Anlage usw.

Der Schleudersitz des Tornado

ejection seatKaum eine Baugruppe und Sub-System von Jet Flugzeugen übt einen größeren Reiz auf den Laien aus, als der Schleudersitz. Hängt doch von dessen ausgefuchster Technik das Leben der Besatzung sowohl im gefahrvollen täglichen Friedensflugbetrieb - wie schon tausendfach in eindrucksvoller Weise bewiesen wurde - aber natürlich ganz besonders unter den zusätzlichen Gefahren in Krisen- und Kriegseinsätzen, ab. Eindrucksvoll präsentiert er sich mit seinen Unmengen von Griffen, Hebeln, Gurten, Stiften, Schläuchen und Kabeln jedem, der einmal Gelegenheit bekommt, einen Blick in das Cockpit eines einsatzklaren Jets zu werfen.

Leistungsparameter des Mk-10 (ein sicherer Ausschuß wird garantiert bei):

  • Auslösung am Boden von 0 bis 250 Knoten mit bis zu 60° Querneigung
  • Auslösung von 0 Fuß bis 50 000 Fuß Höhe und
  • 0 bis 625 Knoten (KIAS), oder Mach 2, was immer zuerst eintritt
  • Rückenflug (180° Querneigung) bis zu einer Flughöhe von 200 Fuß und drüber.

Eine Sekunde Reaktionszeit für die Auslösung ist immer mit eingerechnet.

Neben dem korrekten Anlegen der Gurte und Einhaltung der Minimalparameter beim Ausschuss, ist die Einnahme einer korrekten, aufrechten Körperhaltung des Piloten eine unbedingte Vorraussetzung, einen Ausschuß lebend, oder ohne schwere Verletzungen, zu überstehen. Werden diese Regeln verletzt, so sind aufgrund der kurzen, aber heftigen Beschleunigung, schwere Verletzungen der (Hals-) Wirbelsäule fast immer die Folge. Bestand bei früheren Schleudersitzmodellen noch die Möglichkeit, dies durch Nutzung des oberen Abzuggriffes zu unterstützen, der automatisch eine aufrechte Körperhaltung erzeugte und zusätzlich das Gesicht durch eine Art Segeltuch schützte, das beim Abzug mit herausgezogen wurde, so besitzt der Mk 10 nur noch einen unteren Abzugsgriff zwischen den Beinen.

Um schwere Verletzungen der Gliedmassen zu verhindern, ist der Sitz mit einer Bein- und Arm Rückholung ausgestattet. Die Beine müssen beim Abheben des Sitzes unter dem Instrumentenbrett zurückgezogen werden, da sie sonst u.U. das Metall berühren und abgeschert würden.Da durch den erheblichen Luftwiderstand beim Verlassen des Flugzeuges die Arme unkontrolliert im Luftstrom nach hinten gerissen werden und schwerste Verletzungen die Folge sind, werden diese durch Gurte nach vorne zwischen die Beine gezogen. Arme und Beine werden erst bei der Sitz-Mann Trennung wieder frei gegeben.Damit nach einer Auslösung in sehr großen Höhen der Pilot bei dem relativ langen Fall bis zum Auslösen des Schirms nicht wegen Sauerstoffmangel das Bewusstsein verliert, oder gar schwere Hirnschädigungen davonträgt, wird er über eine kleine Sauerstoffflasche bis zu 5 Minuten mit reinem Sauerstoff versorgt.

Der Sitz ist zusätzlich mit einem Barostat ausgestattet, das eine Sitz-Mann Trennung oberhalb von ca. 5000 Meter verhindert. Ohne diese Sicherheitseinrichtung, würde der Pilot unter Umständen eine halbe Stunde und länger am geöffneten Schirm in Höhenbereichen verbringen, die zum einen durch die extreme Kälte und zum anderen durch die extreme Sauerstoffknappheit, zum sicheren Tod führen würde.

Die gesamte Sequenz eines Ausschusses, erfolgt nach der Auslösung durch die Piloten völlig automatisch, lediglich eine Sitz-Mann Trennung kann über einen Hebel erzwungen werden. Im Moment des Auslösens wird das Cockpit Dach durch eine in der Mitte und an den Umrissen angebrachte Sprengschnur zerstört.

Schematischer Ablauf einer Schleudersitz Auslösung

Im zwei-Mann Cockpit des Tornado stellt sich der Ausschuß etwas komplizierter dar, als in einem ein-Mann Cockpit. über einen Hebel im hintern Cockpit kann eingestellt werden, ob nach einer Auslösung durch den WSO beide, oder nur der WSO ausgeschossen werden. Im allgemeinen wird dieses Ventil auf Doppelausschuss gestellt. Hierdurch wird immer - egal wer auslöst - der WSO ausgeschossen und 0,2 Sekunden später der Pilot.

Die Martin Baker Seite zum Mk 10 Schleudersitz:
https://martin-baker.com/products/mk10-ejection-seat/


Selbstschutzeinrichtungen des Tornado

Die Effektivität eines Waffensystems hängt in starkem Masse von der eigenen Überlebensfähigkeit ab und diese wiederum davon, wie gut man sich selbst vor dem Gegner schützen kann. Der Tornado ist zu diesem Zweck mit einer ganzen Reihe von Einrichtungen ausgestattet, die der eigenen Überlebensfähigkeit dienen.


ALLE wichtigen Grundlagen zum Thema elektronische Kampfführung finden Sie hier: Radargrundlagen von Christian Wolff (in Deutsch)


1. Bedrohungserkennung

Der TORNADO ECR - wie alle anderen TORNADOs auch - ist ausgerüstet mit dem ERWE (Enhanced Radar Warning Equipment). Dieses Gerät gehört zu den sog. RWR (Radar Warning Receiver) und ist ein Gerät zum Aufspüren von elektromagnetischer Strahlung, insbesondere natürlich jener von Radar Geräten, die eine Bedrohung für das Flugzeug darstellen. Die Entwicklung von solchen Geräten begann schon während des II. Weltkrieges.

Um sich erfolgreich gegen einen gegnerischen Beschuss wehren zu können, muss natürlich zuerst erkannt werden, dass man bedroht, oder gar bereits beschossen wird.

erweRelativ leicht ist dies bei Luftabwehrsystemen, die Radarstrahlen für die Entfernungsmessung (auch modernere Kanonen), und/oder die Zielverfolgung, und/oder die Flugkörper Lenkung verwenden. Diese elektrische Energie kann gemessen und nach vielen Parametern analysiert werden. Zu diesem Zweck verfügen alle modernen Kampfflugzeuge, aber auch Transportflugzeuge und Hubschrauber (und mancher PKW), über sog. Radarwarn Empfänger. Beim Tornado heisst dieses System ERWE (Enhanced Radar Warning Equipment). Es analysiert Radarpulse/Energie nach Merkmalen wie Pulslänge, Pulsbreite, Pulsfrequenz, Pulswiederholfrequenz usw., vergleicht diese Daten mit jenen einer vorher geladenen Bibliothek (Emitter Library ELIB) von bekannten Radardaten und bringt, wenn der Vergleich erfolgreich war, die Bedrohung in Form einer Ziffer, eines Symbols oder eines Buchstabens zur Anzeige einem Display. Zusätzlich wird die Aufmerksamkeit der Besatzung durch markante Tonkombinationen im Headset gewonnen. Für den (absolut nicht unwahrscheinlichen) Fall, dass mehrere Bedrohungen gleichzeitig erscheinen, werden diese nach Prioritäten sortiert und mit sog. Enhancement Symbolen um das Bedrohungssymbol herum kombiniert.

Um die Suchzeiten in der Bibliothek zu minimieren und überflüssige Daten auszuschliessen, wird diese durch den EloKa Offizier oder Meister, abhängig vom Bedrohungsszenario (Aufklärung, Nachrichtenauswertung ...), mithilfe spezieller Soft- und Hardware angepasst. Die Daten der Biblliothek werden vor jedem Flug in den Rechner des ECR geladen und nach dem Flug wieder gelöscht (wegen Geheimhaltung).

 

Ausführlichere Informationen zum Radar Warning Receiver finden Sie insbesondere unter diesen Links:

Sehr schwierig ist die Erkennung einer Bedrohung bei den leichten, schultergestützten Luftabwehrraketen, die nach visueller Auffassung durch den Schützen, mit ihrem Infrarot Suchkopf auf eine Wärmequelle (meist Triebwerk) aufschalten und ohne weitergehende Warnung erst beim Verschuss optisch aufgefasst werden können (wenn überhaupt).

Möglich, aber mit der geringsten Überlebenschance, ist die visuelle Auffassung eines Startvorganges oder der Annäherung eines Flugkörpers, oder feindlichen Jägers. Es bleiben nur wenige Sekunden für eine RICHTIGE Reaktion..

Beschuss durch SA-3Visuelle Auffassung eines Raketenverschusses im 2. Golfkrieg:

An Iraqi truck-mounted, surface-to-air missile, believed to be an upgraded SA-3, tracks and then fires on a coalition aircraft in July. These still photographs are from a videotape of the encounter made from aircraft. Chairman of the Joint Chiefs of Staff Gen Richard B. Myers, USAF, showed the videotape during a news briefing with Secretary of Defense Donald H. Rumsfeld in the Pentagon on September 30, 2002. DoD photos

 

2. Gegenmassnahmen

Hat die Crew erst mal erkannt, dass und wovon, sie bedroht wird, muss sie augenblicklich die richtige Gegenmassnahme einleiten. Ohne zuviel an Zeit zu verschwenden, hat sie, abhängig von den Faktoren 'Phase des gegen sie gerichteten Angriffs', 'Wetter', 'Flugsicht', 'Flughöhe', 'Geschwindigkeit' (=Energie), 'Position', 'Auftrag', 'Lage der eigenen Kräfte' usw, zumeist eine Kombination der Folgenden Massnahmen anzuwenden: 'Abhauen', Auskurven, gemeinsames Manövrieren, elektronische Gegenmassnahmen usw.

 

3. Bordsysteme für die Bedrohungsabwehr

An den beiden Aussenstationen führt der deutsche Tornado zwei Systeme zum Selbstschutz mit. An der rechten Aussenstation den Ausstossbehälter für chaff (Düppel) und flares (Leuchtkörper), den BOZ-101, und an der linken Aussenstation den elektronischen Störer TSPJ, bzw. Cerberus III. Inzwischen sind diese Abwehrsysteme durch entsprechende Nachfolgesysteme ersetzt worden.

full loaded TORNADO ECR

BOZ 101:

Der markant spitze Behälter, enthält im Bereich zwischen Beginn Spitze und der dunklen ringförmigen Öffnung kurz vor dem Ende, ca. 150 Kg beschichtetes Aluminium auf einer langen Rolle, das in kleine Dipole (einfachste Antennen) zerteilt und über die Öffnung ausgestossen wird. Die Längen der Alu Teilchen entsprechen Teilmengen der Wellenlängen der gängigsten Frequenzen der elektronischen Kampfführung. Der Fahrtwind bläst die Teilchen sofort zu einer grossen Wolke auf. Da die Aluminiumstreifen kleinen, optimierten Antennen entsprechen, reflektieren sie auftreffende Radarstrahlen um ein vielfaches besser als die Flugzeugzelle und veranlassen ein Zielfolgeradargerät für einige Zehntel- bis Sekunden auf der Wolke stehen zu bleiben, bzw. im Idealfall gänzlich den Kontakt zum Flugzeug zu verlieren. So lange das Radar immer wieder auf Falschziele aufschaltet, ist es nicht möglich eine Rakete abzuschiessen oder in's Ziel zu steuern.

flare Ausstoss tornadoflare Ausstoss ch-53 Der Zylinder hinter dem chaff, ist mit Leuchtkörpern (flares) gegen die Suchköpfe von Infrarot Raketen gefüllt. Diese Leuchtkörper brennen innerhalb von 6-7 Sekunden mit einem hellen Lichtschein ab und simulieren auf diese Weise das Spektrum der Wärmestrahlung eines Triebwerkes allerdings mit höherer Intensität, so dass die herannahende Rakete das Triebwerk des Flugzeugs aus den Augen verliert und auf den flare aufschaltet. Während dieser Zeit versucht das Flugzeug durch ein high g Kurvenmanöver aus dem Sichtbereich der Rakete zu entkommen. Das war die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass moderne IR Raketen den Ausstoss von flares erkennen und "die Augen schliessen". Nach wenigen Sekunden nehmen sie die Verfolgung wieder auf. Durch den geschickten Ausstoss mehrer flares mit dem richtigen timing kurz nacheinander kann, abgestimmt auf den Typ der herannahenden, oder noch am Flugzeug aufschaltenden Rakete, trotzdem ein Erfolg erzielt werden. Die möglichen Kombinationen von chaff und flare beim Ausstoss sind in einer Bibliothek im BOZ abgespeichert und können von WSO und Pilot über Drucktasten ausgelöst werden. (Bildquelle: luftwaffe.de)

TSPJ (TORNADO Self Protection Jammer, Nachfolger des Cerberus III):

Die Möglichkeiten eines elektronischen Störers sind so vielfältig (und sooo geheim), dass sie an dieser Stelle nur oberflächlich betrachtet werden können (Recherche im Internet führt sicherlich zu umfassenderen Informationen). Die wohl bekannteste (und älteste) Möglichkeit, ist das Verfälschen der Entfernungsinformation (range jamming) beim Bedroher, sowie das Verfälschen der Winkelinformation auf dem Bedroherradar. Für eine genaue Beschreibung dieser und verschiedener anderer technischen Möglichkeiten, siehe Link oben (EW-Tutorial).


Die Bewaffnung des ECR

Der Tornado, wie alle anderen Kampfflugzeuge (einzige Ausnahme früher RF-4E) trägt sowohl Offensivwaffen für die Ausführung seines Offensiv Auftrages, als auch Defensivwaffen für den Eigenschutz mit sich., wobei bei den Jagdflugzeugen (F-4F, EFA) offensichtlich Offensiv- und Defensiv Waffe identisch sind, da ihr Auftrag die Bekämpfung gegnerischer Flugzeuge ist.

 

1. AIM-9L (I) "Sidewinder"als Defensivwaffe

Zur Selbstverteidigung kann der Tornado bis zu 4 infrarot gesteuerte Luft-Luft Raketen vom Typ AIM-9 mit sich führen. Neben dem Tornado wird dieser Flugkörper auch noch von der F-4 Phantom und vielen anderen Flugzeugtypen in der NATO mitgeführt. Sie ist seit vielen Jahren mehr oder minder die Standard IR Luft-Luft Rakete innerhalb der NATO und kam schon während des Vietnamkrieges zum Einsatz. Als Nachfolger wird in Kürze allerdings mit IRIS-T, ein europäisches Gemeinschaftsprodukt, für die Kampfflugzeuge der Bundesluftwaffe eingeführt werden.

Strichzeichnungen des FK:

AIM-9

AIM-9AIM-9

 

2. HARM AGM-88 als Offensiv Waffe

Die HARM (High Speed Anti Radiation Missile) ist im Moment die einzige Offensivwaffe des ECR Tornado. Für die Zukunft geplant, ist zusätzlich die Integration der Abstandswaffe TAURUS am Tornado, die im Herbst 2005 erstmals Ihre Leistungsfähigkeit im Flugtest unter Beweis gestellt hat (Lesen Sie hierzu den Artikel auf Wikipedia).

turn off lights party is over

 

Informationsquellen und detailliertere Informationen zur Harm:

 

Geschichte der HARM:

Im Vietnamkrieg war die amerikanische Lufthoheit plötzlich gefährdet: die neu eingeführten sowjetischen SAM (Surface-to-Air Missile) Systeme fügten schwere Verluste zu. Als Reaktion begann man die Entwicklungsarbeiten fur sog. "Anti-Radar-Missiles (ARM)". Schliesslich wurden 2 unterschiedliche System eingeführt: Die "Shrike" war eine relativ einfache und billige Variante, deren Einsatzspektrum jedoch wegen des beschränkten Frequenzbereiches, der geringen Reichweite und der ungenügenden Treffergenauigkeit begrenzt war. Eine andere Entwicklung brachte die "Standard ARM" hervor, einem aufwendigeren LFK, der aber wegen seiner mangelhafter Zuverlässigkeit und seines hohen Preises nur in geringen Stückzahlen gebaut wurde.

Daher kam die Forderung auf nach einer verbesserten und zugleich billigeren Version der Shrike, anfangs als "Super Shrike" bezeichnet. Sie sollte eine höhere Reichweite und eine verbesserte Treffergenauigkeit erzielen und mit einem Suchkopf ausgestattet sein, der für billige Serienproduktion geeignet ist und alle bekannten Radarfrequenzen auffassen kann. Am Ende von mehrjährigen Entwicklungsarbeiten und nach zahlreichen Verbesserungen aufgrund neuer Forderungen (erw. Frequenzbereich, flexiblere Steuerlogik, etc) stellte Texas Instruments schliesslich den LFK HARM AGM-88A vor, der von USAF und US Navy in grossen Stückzahlen eingeführt wurde. Der erste Kampfeinsatz erfolgte beim Angriff auf Libyen und stellte seine Effektivität unter Beweis.

Strichzeichnung der HARM:

Die Bundesluftwaffe entschloss sich zur Einführung und Integration der AGM-88B Block 2, die im Rahmen des nächsten Upgrades des ECR, durch eine neuere Version ersetzt werden wird. Bereits im Kosovo Konflikt hat jedoch die aktuelle Version ihre Effektivität gegen alle im Szenario befindliche SAMs und Radargeräte eindrucksvoll bewiesen.

Übrigens bedeutet der blaue Ring um den Flugkörper, dass es sich um ein Übungsgerät handelt. Dies heisst, dass der Suchkopf original vorhanden ist, und wie im richtigen Einsatz genutzt werden kann, jedoch die Antriebs- und Sprengsektionen sind nur mit Gewichten gefüllt. Ein scharfer FK hat an der selben Stelle einen goldenen Ring.

Weitere Informationen zu HARM, entliehen aus diversen Quellen im Internet:

Quelle: http://www.designation-systems.net/dusrm/m-88.html

 

HARM strikes target

Eine Reparatur des Gerätes dürfte in den allermeisten Fällen nicht mehr zur Debatte stehen.


Das Emitter Locator System ELS

Das Emitter Locator Sytem, auf Deutsch "Strahlungsquellen Auffassungs- und Bestimmungs System", ist der Hauptsensor des ECR für die Auffassung, Identifizierung und Bekämpfung gegnerischer RADAR und Luftabwehrsysteme. Zwar ist die HARM Rakete mit ihrem empfindlichen Suchkopf und weit entwickelten elektronischen Fähigkeiten, selbständig in der Lage, potentielle Ziele aufzufassen und in eingeschränktem Masse auch deren Position zu bestimmen, ist aber darin dem ELS mit seinen beiden hochempfindlichen Antennen Arrays in den Flügelwurzeln weit unterlegen. Die beiden Arrays des ECR, die sich an der Stelle der ehemaligen Krüger Klappen im Übergang der Tragflächen zu den Lufteinlasskästen befinden, ermöglichen durch ihre Lage, mit Hilfe einer Triangulation, selbst beim direkten Zufliegen auf die Stellung, eine sehr genaue Bestimmung deren Position. Neben der Positionsbestimmung erfolgt durch eine ausgefuchste Analyse des Signals und mit Hilfe der geladenen Signalbibliotheken eine genaue Bestimmung des aufgefasstens Systems sowie desen erkanntem Betriebsmodus.

ELS Auffassungsprinzip

Je länger die Signale aufgefasst werden (es können duzende Systeme gleichzeitig bearteitet werden), desto genauer werden Position und Analyse der Systeme und die Darstellung auf den Monitoren in den Cockpits. Das Ganze findet im allgemeinen innerhalb von Bruchteilen von Sekunden statt, kann aber je nach Fluglage und Umwelteinflüssen auch mehrere Sekunden beanspruchen. Eine Bekämpfung wird durch Markierung des Sybols auf dem Monitor durch den WSO eingeleitet. Mit Einleitung der Attacke werden alle notwendigen Daten an die HARM übertragen.

Nach dem Abfeuern fliegt diese erst einmal grob in die Richtung des Zieles, ohne bis dahin eine eigene Zielauffassung des Systems durchgeführt zu haben. Erst am sog. Trip-Point, einem speziellen Punkt im Raum beim Endanflug des Flugkörpers, "öffnet diese die Augen" und sucht an der übergebenen Position und in einem festgelegten Bereich darum herum, nach dem Ziel. Hierdurch soll verhindert werden, dass der Flugkörper nicht das richtige Ziel trifft. Sollte das Ziel inzwischen abgeschaltet worden sein, gehen ältere Versionen der HARM in einen sog. Flex Modus über, öffnen den Suchbereich weiter und weiter und gehen dann, wenn möglich und je nach Programmierung, auf ein alternatives, gleichgeartetes Flugabwehrsystem, oder ein anderes in der Zielzone erwartetes. Neuere Versionen der HARM schlagen mit Hilfe eines GPS exakt an der übergebenen Position ein, wo sie das Ziel dann trotzdem treffen, sollte es inzwischen nicht weiter gefahren sein. Alle Modi und Optionen der HARM sind bei der Flugvorbereitung programmierbar.

Die obige Beschreibung entspricht einem sog. geplanten Attack. Daneben gibt es noch eine Reihe anderer Angriffstechniken, wie z.B. "Target of Opportunity" TOO oder dem Self Defense Attack, der genau besehen einer Duell Situation wie im Western entspricht. Auf diese und andere Angriffsvarianten soll hier nicht weiter eingegangen werden.


Die Cockpits des TORNADO ECR

In Vorbereitung

FLIR (Forward looking Infrared)

IIS (Infrared Imaging System)

ODIN (Operational Data Interface)

Who ist the boss - Die Integration aller Systeme